Die Tauschabende (Sing meinen Song 9)
Letzte Runde Südafrika – Tagebuch! Ich werde auf den letzten Metern noch mal versuchen, möglichst viele eurer Fragen zu beantworten. Schnief.
(Für Fragen zur Vorbereitung bitte hier entlang: über die Song – Auswahl, das Arrangieren, das Üben, die sonstigen Vorbereitungen…)
Heute, zum Abschluss, bleibt mir eigentlich nur noch, von der tatsächlichen Aufzeichnung zu erzählen, dem Real Deal, dem Main Event: dem Tauschabend.
In meinem ersten Tagebucheintrag, noch zuhause, habe ich darüber sinniert, wie es gelingt, dass die Künstler auf dem Sofa so unanständig entspannt rüberkommen. Und auch jetzt, wo ich wieder zuhause bin, ist das der stärkste Eindruck, der zurückbleibt: die Mischung aus Herausforderung und Mühelosigkeit. Sing meinen Song ist zu gleichen Teilen extrem aufregend und völlig tiefenentspannt, in einem Verhältnis, das mir so in meinem Beruf noch nicht untergekommen ist.
Natürlich sind wir nicht nur zu siebt dort in Afrika und laufen den ganzen Tag Händchen haltend durchs schlangenverseuchte Gestrüpp. Tatsächlich kann man aber die vielen, vielen Leute die an dieser Sendung arbeiten, während der Aufzeichnung erstaunlich gut vergessen. Die Kameras sind alle überaus gut versteckt, oder zumindest so in die Landschaft hineinretuschiert, dass man sie wirklich gut verdrängen kann, beziehungsweise: jedes mal anfängt zu lachen, wenn man doch mal eine sieht.
Viele eurer Fragen bezogen sich darauf, wie sehr die Sendung von den Produzenten „gemacht“ ist, beziehungsweise wie „echt“ das Alles ist… Also, dazu: selbstverständlich haben die Produzenten Ideen zu „ihren“ Künstlern im Kopf, und zwar, für mein Gefühl, ungewöhnlich liebevolle Ideen. Sie haben einen vagen, aber beweglichen Plan, wie sie die Künstler dem Publikum erzählen wollen. Und sie wissen auch, welche Bilder sie dazu brauchen, und sammeln die Tage über diese Bilder geschickt und unauffällig ein.
Aber, was ich am Meisten verblüfft hat: abends, während der Aufzeichnung, quatscht einem wirklich keiner rein. Die Sendung, die ihr seht, ist ein Ergebnis von ungefähr zweieinhalb Stunden Freiflug. Diese zwei Stunden werden im Nachhinein natürlich mit einem ausgeprägten Sinn für Timing zusammengeschnitten, so dass auch wir selbst uns beim Gucken sehr viel witziger fanden, als wir es auf dem Sofa jemals waren. Außer Rea.
Tagsüber achten die Produzenten wie die Schießhunde darauf, dass wirklich nichts durchsickert, dass keiner der Künstler an seinem Abend weiß, was die Anderen für ihn vorbereitet haben. Da werden Künstler mit dichten Kopfhörern durch die Gegend geschaukelt, komplette Fensterfronten geschlossen, hysterisch in Walkie Talkies gebellt, alles nur damit die „Hauptperson“ auch nicht den winzigsten windverwehten Ton der Proben für die Show am Abend mitbekommt.
Aber, als Ergebnis von höherer Magie und hartem Training: wenn Abends alle auf dem Sofa sitzen, dann bellt keiner mehr, dann verschwindet das gesamte Team raschelnd im Unterholz, und plötzlich gibt es nur noch uns sieben. Der Einzige, mit dem die Produzenten wirklich in Kommunikation stehen, ist der arme Moderator, in unserem Fall der begabte und überaus nervenstarke Mark Forster.
Wie viel der Moderator tatsächlich auf dem Schirm haben muss, und mit wie viel Verantwortung er das Geschehen steuert, ist mir erst klar geworden, nachdem ich Marks Sendung gastmoderieren durfte – ein Umstand, von dem ich erst zwei Tage vorher erfahren habe, und… Heidewitzka, das ist noch mal was Anderes, als da nur feixend auf dem Sofa zu sitzen. Da werden dann plötzlich eher Fähigkeiten gefordert, die irgendwo zwischen Grundschullehrer und Raubtierdompteur liegen. Aber, auch das war eine häufige Frage: ES HAT MIR WAHNSINNIG VIEL SPASS GEMACHT!!! Darf ich jetzt eine tolle Musiksendung wie Taratata machen oder irgendwas Ultra –Nerdiges auf Netflix oder Amazon Prime? Danke. Und ja, ich würde auch sofort wieder zu Sing meinen Song nach Südafrika fahren, danke der Nachfrage! Aber ich habe den Verdacht, dass ich als Dauer -Moderatorin doch ein bisschen zu weit am Rand, des, äh, Spektrums für die, äh, Kernzielgruppe sein könnte.
Also, um auf die häufigste Frage noch mal geradaus zu antworten: die Aufzeichnung fühlt sich wirklich an wie eine extrem gelungene Gartenparty. Eine Gartenparty im, sagen wir, späten September in Deutschland. Es ist nämlich kalt in Südafrika, des nachts. Und auch das, habt ihr, liebe Zuschauer anscheinend sehr aufmerksam beobachtet: ja, das sind rote Nasen, und ja, die Tränchen in den Augen kommen ganz vielleicht auch manchmal vom frischen Wind. Und ja, ab und zu mal vergisst sich jemand, und hält die Wärmflasche ins Bild, die er eigentlich dezent hinter seinem Rücken versteckt hatte. Unter den hübschen sommerlichen Klamotten tragen wir alle wurstige Thermo– Unterwäsche. Kein Witz. Und trotzdem: die beste Gartenparty der Welt. Und nein, die Grillen werden nicht zugespielt, die sind wirklich so laut.
Und jetzt ist es schon wieder vorbei! Und ich sitze zu Hause und fühle mich erstaunlich leicht und heiter, von „in ein tiefes Loch fallen“ kann bisher nicht die Rede sein. Aber ich kann ja auch noch ein bisschen in Erinnerungen schwelgen, während ich eure Fragen beanworte. Teil 2 vom Q& A, der dann in klassischer Frage –Antwort –Form, kommt bald!