

Das Snitzel ist (fast) vorbei
Es nervt und ziept und fuchst, das Fastfertigsein. Die Platte ist so weit aufgenommen, dass ich sie schon anfassen kann. Ich weiß schon, welche Farben sie hat („Wie ein Pfau!! So glänzig bunt, aber auch dunkel! Und hell! Oder Neon, mit schwarz? Nein, so siebzigerjahremäßig diesig – sonnig, Virgin Suicides –vastehste???) Ich ahne die perfekte Songreihenfolge („Sehr, sehr traurig anfangen und dann ein Witz, zur Auflockerung? Nein?“) und in meinem Kopf drängeln sich unbezahlbare Videoideen. (Wölfe!!! Hubschrauber!!! Hundedressur!!!)
Und wir sind in den letzten Zügen! Die Züge allerdings, die ziehen sich. Weil wir unser eigenes kleines Studio haben, und keine Deadline, und ein relativ raumgreifendes Leben. Und weil ich meine Gesänge besonders schön machen will, aber statt dessen Heuschnupfen habe. Und weil Pola, der meine Platte produziert, zwischendurch noch die Band Serafyn aus der Schweiz aufnehmen durfte.
Allerdings kann ich das, was noch fehlt, nicht wirklich überspringen. Mehrere Gesänge, zum Beispiel. Chöre. Unabdingbare subtile Großartigkeiten, die nie jemand heraushören wird, die aber unbedingt noch passieren müssen. Vielleicht aber auch noch ein oder zwei komplette Songs, die ich gerne doch noch machen würde.
Weil ich aber immer alles, was ich fühle, auch gleich hören will, gehe ich jetzt naturgemäß die Wände hoch. Aber: Don´t let the sound of your own wheels drive you crazy. Es eiert und rappelt und quietscht, aber ich werde nicht zulassen, dass meine eigene Ungeduld mir einen Zeitplan erfindet.
Außerdem weiß ich inzwischen, wie ewig es dauert, bis so eine fertig aufgenommene Platte wirklich rauskommt. Also fange ich mit dem Drumherum schon mal an und sitze in den Atempausen dieses laaaangen Endspurts auf meinem Balkon und „arbeite“ an jenen Videos.
Zwischenfrage an die aufgeweckte Jugend: Videos???
Nur schade, dass Teitur nicht mit uns da sitzt, auf dem Balkon. Die ersten zwei Monate im Studio waren so symbiotisch, und so lustig und intensiv und großartig, dass es komisch ist, wieder nur über die Entfernung zu kommunizieren.
In den zwei Monaten, in denen unser nordischer Freund dabei war, haben wir konzentriert und schnell gearbeitet, weil wir wussten, dass seine Zeit in Berlin begrenzt war – musste er doch zurück auf die ferne Insel, um zu heiraten.
Unter der straffen, liebevollen Führung meines Produzenten -Ehemannes haben wir (Teitur, Jörg Holdinghausen, Hanno Stick, Alex Binder, Jan Wagner, einige illustre Gäste und ich) so vierzehn Songs aufgenommen, von denen die meisten in den früher beschriebenen, eruptiven Schreibephasen mit Teitur entstanden sind, in Berlin und auf den Färöern.
Gesungen hat er auf dem Album übrigens nicht wirklich, mein goldkehliger Freund, bis auf ein paar wunderschöne Uuuuhs und Aaaahs. Er war eher so was wie ein Bandmitglied/ Co –Produzent/ genereller Seelenkollaborateur. Wir werden in Zukunft sicher noch das eine oder andere Lied zusammen singen, aber die Platte ist (dann doch wieder) eine deutschsprachige geworden.
Hätte irgendwie auch anders kommen können, wir hatten ja auch englische Songs geschrieben, aber am Ende hab ich mir die, die ich selber singen wollte, dann doch ins Deutsche zurück übersetzt. Und Teiturgesänge auf Deutsch wären sicher sehr niedlich gewesen, auf lange Sicht aber der tiefen künstlerischen Ernsthaftigkeit des Werks nicht zuträglich.
Die Färöer lernen übrigens deutsch in der Schule, und so konnte sich Teitur wärend seiner Zeit in Berlin sehr souverän in der örtlichen Gastronomie bewegen. Wäre es nach ihm gegangen, würden wohl alle vierzehn Songtitel auf gängigen Formeln zum Bestellen von Hausmannskost basieren. Die meisten davon unter mehrmaliger, enthusiastischer Verwendung des Wortes „Snitzel.“
„Ich bin das Snitzel“……. „Unverschämtes Snitzel“……. „Die Leiden der jungen Snitzel“…. „Das Snitzel ist vorbei“….. „Snitzelpunk“
Und so weiter.
Tschuldigung. Wird später lustiger sein.